Hochleistung - was treibt uns an? Teil 6 - Wenn das inner Spielfeld nicht fair ist
Viele Menschen stecken in einem Zwiespalt zwischen Performance und dem Wunsch nach anderen Dingen. Dass in diesem Zwiespalt eine innere destruktive Seite den Ton angibt, ist den meisten Menschen nicht bewusst.
So wie diesem Projektleiter Anfang 30:
🎥 19 Uhr. Eigentlich Feierabend – aber die Präsentation für morgen, das Status-Update, die Rückmeldung an die andere Abteilung … Und noch Intervalltraining, sonst wird das nichts mit dem Halbmarathon. Müde, Hunger, Kopfschmerzen – also Nüsse und Kaffee oder erst Laufen und dann nochmal ran? 0 Uhr im Bett – passt schon.🎥
Ein Abend wie so oft bei ihm – er würde gerne bessere Routinen entwickeln, seine Arbeit, etwas gesündere Ernährung und sein Lauftraining besser unter einen Hut bekommen. Mit diesem Anliegen kam er ins Coaching. Nicht bewusst war ihm bis dahin: Die innere Stimme, die ihn antreibt, will immer mehr: besser als die Kollegen, schneller, leistungsfähiger.
Im Coaching hat er gemerkt: Diese innere Seite von ihm existiert. Wenn sie sagt „Du sollst noch besser werden“, dann sagt sie damit auch: „So wie du bist, reichst du nicht.“ Sie ist destruktiv.‼️
Und es gibt eine andere Seite. Die fühlt sich ständig angestrengt, getrieben, hätte gern mal Pause. Auch diese Seite, die Angetriebene existiert. Und sie ist viel leiser, kommt selten zu Wort. Die Antreiber-Seite ist einfach zu übermächtig.
Da ist ein Ungleichgewicht zwischen beiden Seiten.‼️
Wie lässt sich das ändern?
📌 Ein wichtiger Anfang: Kann ich mich mit beiden Seiten identifizieren?
Mein Kollege Calvin und ich sehen das oft im Coaching. Der Projektleiter in unserem Beispiel hat einen wichtigen Schritt geschafft: Er kann zu beiden Seiten ICH sagen. Er kann anerkennen, dass beides zu ihm gehört: Antreiber und Angetriebener. Das ist erstmal gar nicht leicht. Denn:
➡️ Zum Antreiber ICH zu sagen – das heißt, sich eingestehen, wie hart und destruktiv man selbst mit sich umgeht („So wie ich bin, reiche ich nicht.“)
➡️ Zur angetriebenen Seite ICH zu sagen – das fühlt sich oft an wie Schwäche oder auf andere Weise ungenügend. Der Antreiber setzt den Maßstab.
➡️ Es meist Übung braucht etwas anderes als dieses etablierte Muster zu tun: Nämlich sich stattdessen zuzugestehen, dass es einfach guttut, mal langsam zu machen, eine Pause einzulegen. Einen Spaziergang an der frischen Luft zu machen, einfach weil es sich gut anfühlt und nicht weil man hinterher wieder leistungsfähiger ist.
📌 Worum es dabei geht: Bedürfnisse wieder freizulegen und von negativen Etiketten zu befreien, die wir früh im Leben verinnerlicht haben (siehe Teil 3).
Wie kann man sich darin üben, die eigenen inneren Seiten mitzubekommen? Dazu nächsten Montag mehr, 7 Uhr.🔔
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