Ich habe Angst (1)

Angst ist eines der grundlegendsten Gefühle des Menschen. Sie schützt uns, aber sie kann uns auch blockieren, wenn sie zu viel Raum bekommt. In Zeiten von Dauerkrise, Informationsflut und gesellschaftlicher Polarisierung ist sie oft unterschwellig da: als Unruhe, Rückzug, Gereiztheit, Erschöpfung.

Doch was passiert da eigentlich?

𝗔𝗻𝗴𝘀𝘁 𝗶𝘀𝘁 𝗲𝗶𝗻 𝗮𝗹𝘁𝗲𝘀 𝗣𝗿𝗼𝗴𝗿𝗮𝗺𝗺 𝗳𝘂̈𝗿 𝗲𝗶𝗻𝗲 𝗻𝗲𝘂𝗲 𝗪𝗲𝗹𝘁
Aus evolutionsbiologischer Sicht ist Angst sinnvoll: Sie bringt uns in
Alarmbereitschaft, lässt uns Gefahren ausweichen, schnell reagieren oder uns zurückziehen. Aber unser Nervensystem unterscheidet nicht zwischen realer Bedrohung und medial vermittelter Krisenstimmung.

Wenn wir permanent mit Bedrohung konfrontiert werden - durch Nachichten, Konflikte, Druck - entsteht ein Zustand chronischer Anspannung. Die Folge: wir sind weniger präsent, weniger handlungsfähig, zunehmend reaktiv statt gestaltend.

𝗪𝗲𝗹𝗰𝗵𝗲 𝗔𝘂𝘀𝘄𝗶𝗿𝗸𝘂𝗻𝗴𝗲𝗻 𝗵𝗮𝘁 𝗱𝗮𝘀?
In Organisationen:
🔸 Angst verhindert Innovation
🔸 Führung wird rigide
🔸 Kommunikation verflacht
🔸 Verantwortung wird vermieden

In Beziehungen:
🔹 Angst führt zu Rückzug oder übermäßiger Anpassung.
🔹 Es entsteht ein Wunsch nach Sicherheit, oft auf Kosten von Lust und Selbstbestimmung.
🔹 Konflikte werden vermieden oder eskalieren, wenn kein Raum für echte Emotionen bleibt.

𝗪𝗼𝗵𝗲𝗿 𝗸𝗼𝗺𝗺𝘁 𝗱𝗮𝘀?
Nicht jede Angst ist aktuell. Oft reaktivieren heutige Situationen alte Muster. Wenn wir als Kinder mit unserer Angst allein waren oder sie nicht ernst genommen wurde, lernen wir nicht, mit ihr umzugehen.

Wurde sie beschämt oder ignoriert, versuchen wir später, sie zu kontrollieren oder zu vermeiden. Und wo Grenzen überschritten wurden, fehlt häufig ein innerer Kompass: Ist meine Angst gerade berechtigt, oder getrieben von alten Erfahrungen?

Solche Prägungen wirken leise, aber stark.

𝗪𝗮𝘀 𝗵𝗶𝗹𝗳𝘁?
🔹 Informationshygiene: Weniger Scrollen, bewusster Konsum. Text statt Video.
🔹 Präsenz im Jetzt: Was liegt in meiner Hand?
🔹 Muster erkennen: Welche Angst gehört wirklich ins Heute?
🔹 Verbindung suchen: Angst braucht Resonanz, keine Isolation.

Angst ist kein Feind. Sie ist ein Signal.

Aber wenn sie unbewusst bleibt, bestimmt sie oder verhindert unser Handeln.

Wer lernt, mit Angst in Kontakt zu bleiben, ohne sich von ihr dominieren zu lassen, gewinnt Orientierung und neue Handlungsspielräume.

Was es bedeuten kann, wenn innere Anteile wie Performance und Erholung ständig im Widerstreit stehen, beschreibt meine Kollegin Anne-Kathrin in ihrem aktuellen Post.

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