Hochleistung - was treibt uns an? Teil 7 - Wer spricht da eigentlich?
Der Projektleiter Anfang 30 kam ins Coaching, um bessere Routinen zu entwickeln – Arbeit, Ernährung, Sport unter einen Hut zu bringen.
Die erfolgreiche Managerin wollte mehr Zeit für sich, Sport, Schlaf, ihren Partner – aber ohne ihre Performance-Ansprüche zu senken oder irgendeinen Anlass für Kritik zu bieten.
Mein Kollege Calvin und ich erleben im Coaching häufig solche Situationen. Während wir unseren Klienten zuhören, fragen wir uns: „𝐖𝐞𝐫 𝐬𝐩𝐫𝐢𝐜𝐡𝐭?“ Und in vielen Coaching-Prozessen gehen wir auch gemeinsam mit unseren Klienten der Frage nach: „𝐖𝐞𝐫 𝐢𝐧 𝐝𝐢𝐫 𝐬𝐩𝐫𝐢𝐜𝐡𝐭 𝐠𝐞𝐫𝐚𝐝𝐞?“
Was meinen wir mit der Frage?
Der Projektleiter und die Managerin haben mit vielen Menschen etwas gemeinsam: einen ausgeprägten 𝐢𝐧𝐧𝐞𝐫𝐞𝐧 𝐀𝐧𝐭𝐫𝐞𝐢𝐛𝐞𝐫. Diese innere Seite spornt an, sie bringt uns zu Top-Performance, beruflich wie in anderen Lebensbereichen. Das Problem dabei: Dieser innere Antreiber ist nicht nur laut, er ist im Kern auch destruktiv (siehe Teil 4) und dominiert das innere Spielfeld (siehe Teile 5 & 6).
Jeder hat auch eine andere Seite, 𝐝𝐢𝐞 𝐀𝐧𝐠𝐞𝐭𝐫𝐢𝐞𝐛𝐞𝐧𝐞. Die in der Regel erstmal deutlich leiser ist. Die sich sehr anstrengt, den Performance-Anforderungen des inneren Antreibers gerecht zu werden. Die versucht zu verhandeln, damit der Perfomance-Anspruch nicht alles dominiert. Und die irgendwann den Generalstreik ausrufen kann.
Damit es nicht soweit kommt, lohnt es sich dieser inneren Dynamik bewusst zu werden. Dabei hilft die Frage: „𝐖𝐞𝐫 𝐬𝐩𝐫𝐢𝐜𝐡𝐭?“ Oder auch: „𝐌𝐢𝐭 𝐰𝐞𝐥𝐜𝐡𝐞𝐫 𝐒𝐞𝐢𝐭𝐞 𝐛𝐢𝐧 𝐢𝐜𝐡 𝐠𝐞𝐫𝐚𝐝𝐞 𝐢𝐝𝐞𝐧𝐭𝐢𝐟𝐢𝐳𝐢𝐞𝐫𝐭?“
Mit dieser Frage kann sich in uns eine weitere Instanz ausbilden: der 𝐢𝐧𝐧𝐞𝐫𝐞 𝐁𝐞𝐨𝐛𝐚𝐜𝐡𝐭𝐞𝐫. Der ist neutral, schlägt sich nicht auf eine Seite, sondern kann die Dynamik zwischen ihnen beobachten.
Und da gibt es einiges zu entdecken:
➡️ Wie dominant die Antreiber-Seite ist und wie automatisch die Performance-Impulse (die Angetrieben-Seite wird erstmal kaum wahrgenommen)
➡️ Wie sich der Antreiber als Erwartungen anderer tarnt („Was denken wohl die Kollegen/der Chef/die Partnerin?“)
➡️ Wie oft wir Aktivitäten in den Dienst des Antreibers stellen (Erholung, in welcher Form auch immer, tut nicht primär gut, sondern soll unsere Leistungsfähigkeit wiederherstellen)
➡️ Wie selbstverständlich wir Kompromisse mit dem Antreiber verhandeln
➡️ Wie das Streben sich weiterzuentwickeln (subtil) verwoben ist mit dem Gedanken „So wie ich bin, bin ich nicht gut genug.“
Die Entdeckungstour der inneren Seiten geht weiter – nächsten Montag, 7 Uhr. 🔔
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